Geschichts- und Kulturwissenschaften

Vishal Mangalwadi: Wahrheit und Wandlung. Was Europa heute braucht (Rezension)

Johanna Wild · 
09.08.2017

Bei dem Werk „Wahrheit und Wandlung. Was Europa heute braucht“ von Vishal Mangalwadi, handelt es sich um einen religiösen Appell mit kulturkritischer Grundierung. Mangalwadi ist indischer Philosoph, Publizist, Sozialreformer, Politiker, Theologe und Gründer des Dienstes Revelation Movement. Seither ist es sein Anliegen, die Autorität der biblischen Wahrheit in den Kulturen wiederherzustellen.

Mangalwadi äußert sich in seinem Werk „Wahrheit und Wandlung. Was Europa heute braucht“ offen für den christlichen Glauben und macht anhand von persönlichen Anekdoten deutlich, dass er an das Evangelium und Jesus Christus glaubt. Er verwendet durchgehend einen einfachen beschreibenden und predigtartigen Schreibstil und schmückt seine Argumente mit lebhaften Darstellungen, persönlichen Erzählungen, Geschichten und empirischen Recherchen aus. Durch kritische und markante Aussagen beabsichtigt der Autor, eine Transformation im Denken der Leser anzustoßen.

Im Kern seines Werkes versucht der Autor den historischen Stellenwert biblischer Prinzipien und die Notwendigkeit des Evangeliums für die westlichen Gesellschaften zu erläutern. Mangalwadi beschreibt die momentane Weltsituation als äußerst kritisch und diagnostiziert einen zunehmenden moralischen und gesellschaftlichen Verfall. Ausgangspunkt für diese Diagnose sieht der Autor in zahlreichen Ereignissen der Korruption und Unwahrheit in der Politik und Gesellschaft in den vergangenen 40 Jahren. Seiner Meinung nach können allein die Heilige Schrift und die christlichen Gläubigen eine entscheidende Abhilfe aus diesem Dilemma bieten, denn nur das Evangelium, die Wahrheit Gottes, birgt das Potenzial, den Missständen der heutigen Zeit gegenüberzutreten und eine Veränderung herbeizuführen. „Wahrheit ist der Schlüssel zur Wandlung“. (S.134)

Im ersten Teil des Buches versucht Mangalwadi, die Notwendigkeit einer Veränderung in den westlichen Gesellschaften zu verdeutlichen. Die vier Grundwerte des Abendlandes – Moral, Rationalität, Familie und Humanität – etablierten, so der Autor, in den westlichen Kulturen Vertrauen und Ehrlichkeit. Sie brachten einen rational begabten religiösen Menschen hervor, bildeten ein solides Fundament einer starken Kultur und verankerten die Würde jedes Menschen in den Rechtsordnungen. Sie haben ihren Ursprung in den biblischen Prinzipien und wirkten zusammen mit der christlichen Lehre als ausschlaggebende Quelle der Größe, Kraft und Gesundheit Europas.

Indem Europa jedoch die Wahrheit der Bibel ablegt und die Existenz Gottes leugnet, verabschiedet es sich fortlaufend von dem Ursprung seiner Menschenrechte, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Fürsorge und seiner Bildung und verursacht dadurch, den von dem Autor diagnostizierten Verfall der westlichen Gesellschaften. In diesem Zuge geriet beispielsweise die moralische Integrität des Westens zunehmend ins Straucheln, wodurch Korruption und Relativismus Einzug in die westlichen Kulturen erhielten.

Im anschließenden zweiten und dritten Teil des Buches entwickelt Mangalwadi Auswege, um dem bevorstehenden Verfall entgegenzuwirken. Seiner Meinung nach liegt für die westliche Welt allein in der Gottesfurcht und Gotteserkenntnis die „Wiederentdeckung des Strebens nach Weisheit, Einsicht und Erkenntnis der Wahrheit“ (S.153) und „der Schlüssel zu einem gesunden Zusammenleben als Nation“ (S.152). Daher kann nur das Evangelium den westlichen Zivilisationen positive Verwandlung und Heil bringen.

Die Kraft und die Wahrhaftigkeit des Evangeliums sowie die darin implizierte Vergebung Gottes durch Jesus Christus ist allein in der Lage, sowohl jeden Menschen persönlich als auch die gesamten westlichen Gesellschaften positiv zu verändern.

Eine entscheidende Rolle spielen darin laut Mangalwadi die christlichen Gläubigen. Bereits die erste Anhängerschaft, welche Jesus um sich formierte, bildete die Speerspitze des damals geplanten Gesellschaftswandels. Sie folgte Jesu Vorbild, stand für die Wahrheit des Evangeliums und gegen die damaligen gesellschaftlichen wie politischen Missstände ein. Indem auch heute die Gläubigen dem Vorbild Jesu und der ersten Gemeinde folgen, kann Gott sie gebrauchen, Unrecht in Recht zu transformieren und in den Gesellschaften sein Heil sichtbar werden zu lassen.

Konkret kann diese Veränderung, gemäß Mangalwadi, durch Evangelisation, dem grundlegendsten Mittel für den Vollzug eines gesellschaftlichen und politischen Wandels, realisiert werden. Die Proklamation Jesu als Herrscher über die Regenten der Welt war und ist der einzige echte Weg, um politisch freie Gesellschaften zu errichten. Durch die Verkündung der Wahrheit werden korrupte Systeme enthüllt und eine neue, gerechte Gesellschaftsstruktur aufgezeigt, die dazu führt, dass sich totalitäre Regenten unter die Autorität eines transzendenten Gesetzes Gottes ordnen. In der Unterordnung zu Gott erlebt der Mensch die höchste Dimension politischer Freiheit und Gleichberechtigung. Unterstützende Hilfe zur Bewahrung und zum Gebrauch dieser Freiheit bietet, nach Mangalwadi, der Dekalog Gottes. So wie die Umkehr von der Bosheit der Welt hin zu Jesu Reich erfordert auch die Proklamation der Königsherrschaft Christi die übernatürliche, göttliche Kraft des Heiligen Geistes. Indem sich die Kulturen erneut in freier Entscheidung unter die Regentschaft Gottes stellen und um die Kraft seines Geistes beten, können sie wieder an dem Heil und der Hoffnung Christi teilhaben.

Mangalwadi schließt sein Buch mit zwei Impulsen an den Leser ab, welche Anregungen zur Selbsttätigkeit im Kampf um eine rettende Veränderung in den Gesellschaften bieten sollen. Der Autor betont in diesen zum einen, dass es die Pflicht der Gemeinde Jesu und jedes Gläubigen sei, gegen Korruption vorzugehen, da nur die ihr anvertraute Wahrheit des Kreuzes die illegalen Machenschaften in den Staaten stoppen kann. Zum anderen verdeutlicht er die Wichtigkeit und die gesellschaftsprägende Kraft des Bildungswesens, welches die Gläubigen entscheidend mitgestalten und prägen sollten.

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Johanna Wild ist Studentin für Pädagogik und evangelische Theologie im 6.Semester an der Julius-Maximilians Universität in Würzburg.

Vishal Mangalwadi: „Wahrheit und Wandlung. Was Europa heute braucht“, 1.Auflage erschienen November 2016 in Basel: fontis- Brunnen Verlag, 368 Seiten, ISBN 978-3-03848-093-8, Originaltitel: „Truth and Transformation“, ca. 19,99€

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