Naturwissenschaften

Anmerkung zu „The Vise Strategy“

Daniela Täuber · 
01.01.2006

Anmerkung zu William A. Dembski’s Artikel „The Vise Strategy“ (Professorenforum-Journal Vol. 7 No. 2)

Gerade habe ich den Artikel von Bill Dembski im neuen Journal durchgelesen. Es ist sicherlich hilfreich die Strategien und Denkstrukturen kämpferischer Evolutionsanhänger zu analysieren und Gegenstrategien zu entwickeln. Wir sollten schließlich nicht zu naiv sein. Aus diesem Grund begrüße ich den Artikel. Ich hoffe aber, er verleitet nicht dazu, politisch aktiv werden zu wollen. Das Discovery Institute versucht aktiv, ID im amerikanischen Schulgesetz zu etablieren. In USA sind die Mehrheitsverhältnisse in der Bevölkerung so, dass Schöpfung durchaus mehrheitsfähig sein kann. Aber unter Wissenschaftlern ist das auch in den USA anders. Es ist daher fraglich, ob man eine Theorie politisch propagieren sollte, die bisher nicht wissenschaftlich anerkannt ist und nur von einer kleinen Minderheit unterstützt wird (dann kommen mit vollem Recht z.B. die Astrologen und wollen in der Astrophysik anerkannt werden). Um hier Missverständnissen vorzubeugen: Ich zweifle nicht an der Wissenschaftlichkeit von ID oder an der Qualifikation von Bill Dembski. Es geht mir nicht um die Frage der Wissenschaftlichkeit, sondern um die Frage der Promotion von ID. Die Reihenfolge sollte einfach gewahrt werden: erst eine breitere Basis an Wissenschaftlern, die ID kennen und akzeptieren, dann ID in den Schulbüchern. Sonst kann eben jeder kommen und seine Theorie etabliert haben wollen, auch wenn diese nicht die Kriterien für Wissenschaftlichkeit erfüllt. Für Außenstehende ist das nicht zu unterscheiden. Sicher erfordert dies Geduld. Aber allzu oft hat vorschnelles Vorpreschen (z.B. Italiens Innenminister u.a.) ohne solide Basis eben doch zum Schiffbruch geführt. Ein weises Vorgehen ist überdies vor allem angesichts der Tatsache angeraten, dass wir in Deutschland eine extrem negativ eingestellte und unehrliche Presse haben.

Das nächste Problem sehe ich in den Grabenkämpfen in den USA zwischen „Kreationisten“ und „ID-Anhängern.“ Das hat offensichtlich eine große Tradition und zeigt sich auch in dem ausgeprägten (und z.T. bösartigen) Kampf zwischen „old earthys“ und „young earthys.“ Meiner Ansicht nach kommt man durch Grabenkämpfe und Abgrenzungstaktiken nicht weiter. Es hilft wenig, wenn man sich auf Kosten anderer (die viel schlimmere Kreationisten sind) von dem Feld der Kreationisten abheben will. Passt eine Theorie oder ein Modell nicht ins eigene Konzept, dann ziehen leider auch manche ID-Anhänger und Kreationisten mit wissenschaftlichem Anspruch zu schnell die Register mit Vorwürfen der Unwissenschaftlichkeit, Fälschung usw. Was macht man dann anderes, als die eigenen Gegner? Das soll nun aber wiederum nicht heißen, dass es nicht wirklich unwissenschaftliche oder extrem schlechte Argumente gibt. Die gibt es leider zuhauf und das ist ein echter Schaden für wissenschaftliche Evolutionskritik.
Meiner Meinung nach sollte man sich aber generell vor Pauschalurteilen hüten. Engstirnigkeit schadet meistens. Man kann sehr gut grundsätzlich mit der in der Bibel vorgeschlagenen Methode arbeiten „Prüfet alles, das Gute behaltet“ (1. Thess. 5,21). D.h. ich kann durchaus manche Aussagen bzw. Verhaltensweisen eines Mitarbeiters z.B. des Institute for Creation Research (oder auch des Discovery Institute) für unklug, schlecht oder ggf. auch für unwissenschaftlich halten und gleichzeitig trotzdem dessen fachlich gute Arbeit (an den Punkten, wo ich sie feststelle) anerkennen. Selbst, wenn ich das betreffende Modell nicht teile.

Für diese Vorgehensweise benötigt es eine Methode, d.h. so etwas Ähnliches wie einen Test auf Wissenschaftlichkeit. Eine gute Hilfe ist dabei folgender Vorschlag: 1. „qualitatives wissenschaftliches Denken sollte dazu befähigen, den empirischem Befund und testbare Theorien von religiösen oder philosophischen Schlussfolgerungen zu unterscheiden, die im Namen der Wissenschaft gemacht werden.“ und 2. „bei Themen, die Kontroversen erzeugen (wie die biologische Evolution), sollte ein Überblick über das volle Spektrum wissenschaftlicher Standpunkte und das Verständnis über den Grund der Kontroverse gesucht werden, insbesondere darüber, auf welch grundlegende Weise, wissenschaftliche Erkenntnisse die Gesellschaft beeinflussen können.“

Der Vorteil dieser Methode liegt ziemlich klar auf der Hand. Denn zum einen ist die klare Feststellung, was empirischer Befund und direkt daraus abgeleitete Theorien sind, eine unabdingbare Grundlage für zukünftige Forschung und somit eine Notwendigkeit für ernstzunehmende Wissenschaft. Ein entsprechendes Training im akademischen Denken führt mit ziemlicher Sicherheit zu neuen Erkenntnissen. Ein Beispiel aus der Biologie: empirischer Befund: es gibt spontane Veränderungen des Erbgutes (Mutationen). Daraus direkt ableitbar: Eine Population einer Spezies kann sich auseinanderentwickeln (sofern Selektionsbedingungen ebenfalls erfüllt werden). Deshalb braucht die Artaufspaltung (z.B. innerhalb der Familie der Pferdeartigen) nicht empirisch beobachtet worden zu sein. Wo Mechanismen dafür bekannt sind, ist sie plausibel. Davon zu unterscheiden sind religiöse (z.B. Schöpfung, ID) oder philosophische (z.B. Fähigkeit der Materie zur Selbstorganisation) Schlussfolgerungen. Das bedeutet nicht, dass man diese Schlussfolgerungen nicht machen darf. Aber sie haben einen anderen Stellenwert, weil sie als solche erkannt werden.

Meiner Ansicht nach, gibt es noch einen zweiten Vorteil: Diese Vorgehensweise lässt sich nämlich nicht nur gegen Dogmatismus seitens der Evolutionsanhänger verwenden. Sie schützt ebenso gut vor religiösem Bekehrungseifer oder Fanatismus, der in der Wissenschaft einfach nichts zu suchen hat. Vor letzterem haben viele Menschen nicht zu unrecht Angst. Es mag daher hilfreich sein, wenn man ein Werkzeug einführt, das vor Dogmatismus auf beiden Seiten schützt!

Des weiteren denke ich, dass wir Christen in erster Linie durch Respekt vor Andersdenkenden auffallen sollten und nicht durch Streitbarkeit. D.h. keineswegs, dass nicht klar Standpunkte bezogen werden. Aber die Streitkultur ist wesentlich, denn die Haltung gegenüber Kontrahenten ist ein beredtes Zeugnis pro oder contra unserem Glauben.

——————————————————————-–

Lehramtsassessorin Daniela Täuber,

1986-1991 Studium Lehramt Mathematik / Physik Gymn. an der Friedrich-Alexander Universität in Erlangen. 1992-1994 Referendariat in Erlangen und Bamberg. Abschluss: Lehramtsassessorin M/Ph.

Verwandte Dateien

Kontakt